(Rinteln) Der letzte Neujahrsempfang des Stadtmarketingvereins Pro Rinteln e.V. liegt schon einige Jahre zurück. Nach einer Auszeit lud das Team um die Vorsitzenden Thomas Gieselmann und Claudia Döpke jetzt erneut zu einem „Meet and Greet“ im Gewölbekeller der Speisekammer anno 1583 am Rintelner Marktplatz ein.
Mit neuen, frischen Ideen wolle man ins Jahr 2024 starten, so Gieselmann, die Besucherfrequenz in der Rintelner Innenstadt solle stabil gehalten und ausgebaut werden. Dazu stellt der Verein auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen auf die Beine, darunter die „Rinteln erleben“-Events, die um einen „Tag der Ortsteile“ erweitert werden sollen. Am 22. Juni soll das 50-jährige Jubiläum zur Eingemeindung der Rintelner Ortsteile gefeiert werden.
Rinteln verfüge über eine „überregionale Anziehungskraft“, so der Stadtmarketing-Chef, der Rinteln einen „guten Branchenmix“ bescheinigte, auch wenn das eine oder andere fehle. Der Leerstand in der Innenstadt sei im Vergleich zu anderen Städten „überschaubar“, auch hier werde sich in den nächsten Wochen etwas bewegen. Den einleitenden Worten gab Gieselmann auch Zuversicht und Motivation auf den Weg und regte an, sich einzubringen und zu beteiligen, denn wie auch bei den „Rinteln erleben“-Festen laute das Motto „Gemeinsam ist das neue Stark“.
Im weiteren Verlauf ging Marketing-Experte Clemens Neidert („Mission Einzelhandel“) auf das Thema „Einzelhandel im Wandel“ ein. Mit drei grundlegenden Impulsen könnten örtliche Geschäftsleute wieder mehr Aufmerksamkeit für ihren Betrieb erlangen. Kern der Botschaft: Auch wenn es sich um ein stationäres Geschäft handelt – gefunden wird man heute übers Internet. Das wichtigste Werkzeug der Fachleute ist Google. Der Suchmaschinen-Gigant bestimmt unseren Alltag, regelt, was wir angezeigt bekommen. Dabei, so Neidert, gebe es keinen Grund sich vor Branchenriesen und großen Internetkaufhäusern zu verstecken. Denn wer bei Google Suchanfragen vor Ort eingibt, bekommt auch Ergebnisse vor Ort angezeigt. Sofern die Ladeninhaber ihren kostenlosen „Google Business“-Eintrag angelegt und gepflegt haben. Über die Hälfte aller Suchanfragen hätten nämlich einen lokalen Bezug. Kunden würden hier bevorzugt bedarfsorientiert suchen, veranschaulichte Neidert („Blumen in der Nähe“ statt einer bestimmten Blumenladen-Kette)
Der Kaufprozess, so Neidert beispielhaft, gestaltete sich 1990 nahezu ausschließlich über den stationären Handel. Heute, also 34 Jahre später, läuft ein Großteil davon übers Internet. Ergo: „Die bewährten Erfolgsrezepte der letzten Jahrzehnte funktionieren nicht mehr.“ Wer online nicht präsent ist, den gibt es schlichtweg für viele nicht mehr. Die Corona-Phase mit Lockdowns und gesetzlichen Beschränkungen hat ihr Übriges dazu beigetragen, den Online-Boom zu beschleunigen. Doch das bedeute nicht, dass der Einzelhandel keine Chance habe. Vielmehr müsse man sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, auch die „Generation Z“, also die heute 14- bis 30-Jährigen Kunden, abholen.
Dies, erklärte Neidert, übrigens auch Vorstandsmitglied beim Stadtmarketing der Stadt Fulda, sei die erste wirkliche Generation, die mit dem Internet aufgewachsen sei. Sie prägten zunehmend die Gesellschaft, Erwartungen an das Kauferlebnis hätten sich verändert. Händler sollten ihre Kunden zum Bewerten anregen und die Bewertungen wiederum konstruktiv kommentieren. Ebenfalls von Vorteil: Eine persönliche Verbindung zu den Fans und Followern auf sozialen Netzwerken herstellen. Ein bekanntes Gesicht, das Schuhe vor der Kamera präsentiert, sei besser als allein die abgelichtete Ware zu zeigen.
Kundenkontakt herstellen und pflegen, riet Neidert, der sein Wissen auf Seminaren und Workshops unter die Geschäftsleute bringt. Dies könne über E-Mails oder über den beliebten Messenger-Dienst „Whats App“ geschehen. So oder so müssten allerdings Datenschutz und Internetsicherheit beachtet werden; besonders bei „Whats App“ begeben sich Unternehmer oft aus Unkenntnis auf dünnes Eis.
So unendlich groß die Auswahl digitaler Werkzeuge auch sein mag, für einige der Geschäftsleute dürfte angesichts der Fülle von Möglichkeiten ein kritisches Limit erreicht werden, all die Anregungen auch in die Tat umzusetzen. So formulierte es ein Teilnehmer aus der Runde sinngemäß: „Woher nehme ich die Zeit dafür?“