(Rinteln) Den Abend des 22. November 2021 wird Norbert Dallügge so schnell nicht vergessen. Da wurde er zum Lebensretter und verhinderte einen Suizid.
Zusammen mit seiner Frau Tanja ging er aus Richtung Woolworth über die Weserbrücke in Richtung Norden, als er auf dem Brückengeländer eine Person sitzen sah.
Dem 58-jährigen Ergotherapeuten sind aufgrund seiner Berufserfahrung solche Situationen nicht fremd. Er wusste: „Wer so sitzt, möchte Aufmerksamkeit.“ Reflexartig ging er zu dem Mann, suchte Kontakt, nahm das Gespräch auf. „Ich habe ihm gesagt, wenn Du springst, springe ich auch“, erinnert er sich heute. Als der Unbekannte die Arme ausstreckte und es den Anschein hatte, dass er loslassen würde, ergriff Dallügge die Chance, packte den Mann und zog ihn mit einer Hand über das Brückengeländer zurück auf den Gehweg. Mit seiner anderen Hand hielt er dessen Kopf fest, damit er nicht auf den Beton prallt. Dann trafen auch schon die Polizei und der Rettungswagen ein. Passanten hatten den Notruf gewählt.
Der Präventionsrat der Stadt Rinteln wurde auf den Fall aufmerksam und ehrte den Lebensretter von der Weserbrücke mit einem Zeichen der Aufmerksamkeit, einem Präsent in Form von Rinteln-Fünfern im Wert von 100 Euro. Der offizielle Pressetermin fand jetzt mit etwas corona-bedingter Verspätung im Rintelner Stadtzentrum statt.
„Sie haben viel Zivilcourage gezeigt“, lobte Polizeichef Jörg Stuchlik den Mut Dallügges, „nicht weggesehen und dem Mann das Leben gerettet.“ Auch der Vorsitzende des Präventionsrates, Dr. Joachim Steinbeck, befand das beherzte Eingreifen des Rintelners als Musterbeispiel für Mut in der Gesellschaft: „Das muss man ehren, soviel Zivilcourage findet hoffentlich auch Nachahmer.“ Die gute Tat sprach sich bis in höchste Polizeikreise herum. Gwendolin von der Osten, Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen, schrieb dem mutigen Norbert Dallügge, sie würde ihn gern einmal persönlich kennenlernen. Nach Corona wird dies sicher möglich sein. Dallügge selbst wird den Ablauf des jenen Abends noch lange im Gedächtnis behalten. Dabei habe er instinktiv gehandelt, wie er sagt: „Ich habe in dem Moment nur noch funktioniert.“
Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe!
Menschen mit Suizidgedanken können sich an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist unter den Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 sowie 116 123 täglich rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und anonym. Der Anruf findet sich weder auf der Telefonrechnung noch in der Übersicht der Telefonverbindungen wieder. Es gibt auch eine E-Mail-Beratung. Der E-Mail-Verkehr läuft über die Internetseite der Telefonseelsorge und ist daher nicht in den digitalen Postfächern zu finden.