(Rinteln) Nach dem mehrwöchigen „Shutdown“ nahezu sämtlicher Einzelhandelsgeschäfte traten am gestrigen Montag auch in der Rintelner Innenstadt die ersten Corona-Lockerungen in Kraft.
Läden mit einer Verkaufsfläche von höchstens 800 Quadratmetern durften wieder öffnen. Die Gastronomie muss weiter geschlossen bleiben und wartet auf neue Entwicklungen. In der Weserstadt wurde die Möglichkeit zum Einkaufen wieder dankend angenommen. Am Montagvormittag war die Rintelner City sehr gut besucht, am Nachmittag flachte die Frequenz etwas ab. Am heutigen Dienstag lockte zusätzlich der Wochenmarkt in die Stadt.
Die Einzelhändler haben sich gut auf die neuen Auflagen vorbereitet, wie ein kleiner Rundgang durch die Geschäftswelt zeigte. Bei Schuh-Peters steht Desinfektionsmittel am Eingang bereit. Dazu Verhaltenstipps und Hinweise auf den Mindestabstand. Probleme mit den neuen Regelungen habe es keine gegeben, so Schuh-Peters-Inhaberin Claudia Döpke. Die Kunden hätten sich sehr rücksichtsvoll verhalten, einige hätten erst einmal vor dem Eingang gestanden und gefragt, ob im Ladeninneren genug Platz sei, um eintreten zu dürfen.
Auf die vorgeschriebene Distanz weist auch Jens Maack, Inhaber von Betten Maack, seine Kunden beim Betreten der Verkaufsräume hin. Die „Social Distancing“-Matten hat er kurzfristig bei der Rintelner Firma DSK im Industriegebiet erstanden. Für die Kunden stehen am Eingang gratis (wiederwerwendbare und waschbare) Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel parat. Im Kassenbereich schafft ein transparenter Spuckschutz aus Plexiglas psychologisch wertvolle Distanz trotz Augenkontakt zwischen Kunden und Mitarbeitern.
Ein weiteres Geschäft, das nach mehrwöchiger Pause wieder seine Türen öffnen durfte, ist das „Unikum“ in der Weserstraße. Thomas Gieselmann und sein Team haben parallel zum Aufbau eines Online-Shops im Ladengeschäft einen transparenten Schutz im Kassenbereich installiert. Weiterhin werden Kunden ab sofort über eine Hinweismarkierung auf dem Boden durchs Ladengeschäft geführt. Ein- und Ausgang sind getrennt, Markierungen erinnern ans Einhalten der Mindestabstände an der Kasse. Inhaber Thomas Gieselmann zog ein Fazit: „Die Kunden sind achtsam und gut gelaunt auf der 500 Quadratmeter großen Ladenfläche verteilt gewesen. Probleme gab es keine. Die Kunden haben das Shopping-Angebot angenommen um bei Sonnenschein gerne etwas Frühlingsatmosphäre zu schnuppern. Es ist noch nicht alles so wie früher und Vorsicht in der Öffentlichkeit ist ja nach wie vor geboten, aber so kann es funktionieren wenn mit der Situation gut umgegangen wird.“
Auch Silvia Bräuer von der Spielzeuginsel am Marktplatz war – exemplarisch für viele weitere Geschäfte – von einer Schließung betroffen. Nachdem sie sich zunächst intensiv Gedanken gemacht hatte, wie auch weiterhin der Kundenkontakt aufrecht erhalten bleiben kann, entschied sie sich für eine Kommunikation via Facebook. Man habe viel Zuspruch und Unterstützung aus der Kundschaft erfahren, so Bräuer.
Nachdem die Bestellungen erfasst wurden, machten sich die Bräuers an die Auslieferung. „Von Deckbergen bis ins Extertal und Eisbergen haben wir Spielwaren ausgeliefert“, erinnert sich die Chefin der Spielwaren, „unsere weiteste Lieferung führte uns bis nach Lauenau.“ Dabei vereinbarten Bräuer und ihre Kunden kreative Methoden der Warenübergabe. Einige Kunden zahlten vorab, andere hinterlegten einen Umschlag mit dem Geld an einem Gartentor oder einer Laterne. Teils gab es selbstgemalte Bilder von Kindern als Geschenk, berichtet Bräuer. Und zeigt – sichtlich gerührt – eine Karte, mit der ihr eine junge Kundin eine Freude bereitet habe: „Sylvia, lateinisch für ´Waldfreundin´“ steht dort geschrieben, und dass sie eine fröhliche und humorvolle Art habe. Inzwischen ist auch die Spielzeuginsel im Kassenbereich mit einer großflächigen, durchsichtigen Schutzeinrichtung versehen. Auch auf die Höchstzahl an Kunden, die sich zeitgleich im Geschäft aufhalten dürfen, wird hingewiesen. Es sind maximal zehn.
Das Ladengeschäft von EP:Beckmann in der Seetorstraße war ebenfalls mehrere Wochen lang für den Publikumsverkehr geschlossen. Wie Geschäftsführer Stefan Brendel erklärt, habe man die Corona-Zeit unter anderem zur Umplatzierung des Warensortiments genutzt. Jetzt sind die Verkaufsräume wieder geöffnet. Hinweisschilder erinnern an das Abstandsgebot. Während der Filialverkauf zwangsweise ruhte, lief das Geschäft über den hauseigenen Online-Shop weiter. Auslieferungen, Servicedienstleistungen und Reparaturen wurden weiterhin – mit nötigem Sicherheitsabstand – durchgeführt. Denn: Corona hin oder her – Geräte gehen auch während einer Krise kaputt.