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So sehen die Plaza-Pläne für den neuen Brückentorkomplex in Rinteln aus

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(Rinteln) Der städtische Anteil am Brückentorsaal ist verkauft. Das konnte Rinteln-Aktuell.de in Erfahrung bringen, nachdem im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung darüber abgestimmt worden war. Zuvor hatte im Rat Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser beantragt, das Thema des Verkaufs und die Ablösung von Stellplätzen für den Brückentorkomplex öffentlich zu behandeln. Vertragsbedingungen seien nicht mehr schutzbedürftig, da sie schon in der Presse veröffentlicht worden waren, argumentierte Neuhäuser. Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt (22x Nein, 14x Ja).

Bürgermeisterin Andrea Lange erklärte, ein Gespräch mit der Kommunalaufsicht des Landkreises habe ergeben, dass es keine Anhaltspunkte für eine Behandlung der Themen im öffentlichen Raum gebe. Kaufverträge würden immer im nichtöffentlichen Teil behandelt und es seien Interessen Dritter betroffen. Jedoch solle Architekt Wolfgang Hein die Pläne für den Umbau des Brückentorkomplexes öffentlich vorstellen, was bereits am Tag zuvor im Ortsrat praktiziert wurde. Langes Antrag wurde einstimmig angenommen und erstmals wurde einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, was die Rintelner vom neuen Brückentorkomplex erwarten dürfen.

Das Projekt sieht vor, den Brückentorsaal abzureißen und eine Plaza, also einen öffentlichen Platz mit Zugang zur Weser und Blick aufs Wasser zu schaffen. Das historische Brückentor soll am bekannten Platz erhalten bleiben. Optisch soll der Durchbruch eine Verlängerung der Wallanlagen darstellen, die bis zur Weser „fortgeführt“ werden. Das Hotel soll eine Art „Penthouse“ mit zwei weiteren Zimmern erhalten, im ersten Obergeschoss ist ein Raum für Frühstücks- und Tagungsmöglichkeiten geplant. Tagungen finden jetzt im Frühstücksraum und einem aufgegebenen Zimmer statt, so Hein. Diese sollen wieder als Zimmer zurückgebaut werden.

Die Gastronomie soll ausgeweitet werden, in Richtung des historischen Weserkrans entsteht eine Treppe auf der man den Sonnenuntergang beobachten kann. Im Bereich der „Galerie“ sind weitere Einkaufsflächen neben Woolworth vorgesehen und die Nutzung (wahrscheinlich) durch einen Finanzdienstleister. Die nicht genutzten Lagerräume im ersten Obergeschoss werden zu Büros oder Praxen. Das zweite Obergeschoss wird neu gebaut und mit sogenannten „Boardinghouses“ bestückt. Darunter versteht man möblierte Apartments mit Küche für eine längere Mietdauer, die aus geschäftlichen oder privaten Gründen mehrere Wochen oder Monate in Rinteln bleiben. Mittig sorgt ein großes Atrium für Licht und Luft.

Mit dem dritten Obergeschoss entsteht ein weiteres neues Geschoss auf dem jetzigen Komplex. Geplant sind hier kleinteilige Wohnungen mit Blick auf Weser und Wesergebirge, von der Schaumburg bis zur Porta. Die ersten beiden Geschosse werden optisch anders gestaltet als die beiden oberen, die auch aus Gewichtsgründen in Holzbauweise entstehen sollen. Eine Kaimauer soll das Gebäude im unteren Teil verkleiden, so Hein, eine Vorgehensweise die man auch in anderen Städten praktiziere, in denen entlang eines Flusses Bauwerke entstehen. Die Fassaden im Plaza-Bereich sollen verglast und begrünt werden. Er sei überzeugt, dass „Rinteln an der Weser“ dadurch seine Bedeutung zurück erhalte und das Projekt ein echter Gewinn für die Stadt sei.

Bedenken gab es von Antje Rinne (RI), die von Hein wissen wollte, ob sich das vergrößerte Gebäude in die historische Altstadt einfügen würde. Dieser entgegnete, auf dem Hotel entstehe kein weiteres Folgegeschoss, da dies ohne eine Änderung des Bebauungsplans nicht möglich sei. Der große Baukörper soll möglichst vielfältig gestaltet werden und beim Befahren der Weserbrücke sei der Blick mehr auf die kleinteilige Innenstadt gerichtet, der Brückentorkomplex trete nicht so stark in Erscheinung.

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Kay Steding (CDU) kritisierte den Wegfall von Veranstaltungsräumen durch den Abriss des Saals. Auch sei zu befürchten, dass es Beschwerden aufgrund von abendlicher Lautstärke auf der belebten Plaza geben werde, „wenn die Leute noch tief in die Nacht sitzen und an der Bar sitzen oder ihre mitgebrachten Bierchen trinken“. Das sei beim Brückentorsaal, wo nur alle paar Wochen eine Veranstaltung stattfand, anders gewesen. Steding erinnerte auch an die schiere Größe des Objekts: „Wir sind damit fast so hoch wie die Weserbrücke und höher als Bruno Kleine.“ Matthias Wehrung (CDU) fand sich mit der „Kröte, die man schlucken müsse“ ab und widersprach dem Architekten. Aus Richtung Norden sei der Brückentorsaal das erste, was man erblicken würde. Von der historischen Altstadt sei nicht mehr viel zu sehen. Ob die Plaza mindestens genauso viel Leben in die Stadt bringen würde, wie der Brückentorsaal, wollte Ulrich Seidel (CDU) wissen. Das sei nicht vergleichbar, antwortete Hein, da an der Plaza ja täglich öffentliches Leben stattfinden würde. Ein Saal sei nur zeitweise für Veranstaltungen da. Auch habe es in Planungsgesprächen mit Investoren die Überlegung einer überdachten Plaza mit Möglichkeiten zur vorübergehenden Schließung gegeben, so Hein. Überlegungen, die dem Vernehmen nach beim Thema Wirtschaftlichkeit gescheitert sind.

Das Thema Energieerzeugung durch Wasserkraft brachte Anthony Robert Lee (Freie Wähler) ins Spiel. Die Nähe der Weser sei dafür gut geeignet. Auch darüber habe man gesprochen, sagte Hein. Ohnehin sei der Einsatz von Photovoltaik geplant und die Wiederverwendung des Obernkirchener Sandsteins, der am Gebäude im Sinne der Nachhaltigkeit erneut genutzt werden solle.

Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser (RI) warnte vor den schieren Abmessungen des Gebäudes: „Wir ersetzen einen alten, hässlichen Komplex durch einen modernen und massiven, das ist schon eine neue Dimension.“ Nur wenige Menschen seien in der Lage sich vorzustellen, wie groß ein Baukörper mit diesen Abmessungen in der Realität sei.

Archivbild: Blick auf den Saal und den Hotelturm.

Astrid Teigeler-Tegtmeier (SPD) zeigte Unverständnis darüber, dass man jede Chance nutze, dem Brückentorsaal „hinterherzutrauern“. Rund 80.000 Euro kostet die Unterhaltung jedes Jahr, „nur dass er da ist“, doch faktisch gebe es ihn schon lange nicht mehr. Lieber auf Glas und Grün blicken, statt auf einen Klotz aus Sandstein, so ihr Fazit. Auch sei es für sie durchaus erkennbar, dass sich dahinter eine historische Altstadt befinde.

Lob für den Architekten gab es von Heinrich Sasse (WGS). Es sei gelungen, den massiven Klotz, der „an Hässlichkeit und Monstrosität nicht zu überbieten sei“, zu durchbrechen und aufzulösen. Den Kritikern der Entwürfe, die sich politisch äußern, warf Sasse Desorientierung vor: Den Brückentorsaal zu behalten hätte Kosten in einer Größenordnung zur Folge, „die Sie bis heute noch nicht begriffen haben. Und Sie brüllen am lautesten, man müsse sparen.“ (vu; Fotos: Archiv, Präsentation Wolfgang Hein)

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