Zwei Tage dauerte die Prüfung der Rintelner Weserbrücke durch Mitarbeiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Am gestrigen Mittwoch, sowie am heutigen Donnerstag wurde zu diesem Zweck jeweils eine Fahrspur der Hindenburgbrücke gesperrt, so dass Brückenprüfer Christian Müller und Detlef Bielib die sogenannte „handnahe Prüfung“ nach DIN 1076 vornehmen konnten.
„Handnah“ heißt in diesem Fall mit einem Hubwagen in luftiger Höhe nach etwaigen Schäden und Veränderungen zu suchen, während unten auf der Fahrbahn der Verkehr, durch eine handbetätigte Ampelregelung, weiter fließt.
Alle sechs Jahre ist diese große Prüfung vorgeschrieben, bei der die Mitarbeiter der Behörde bereits in der Vorwoche auf der Unterseite in sämtliche Hohlräume vorgedrungen waren um Widerlager und die Unterkonstruktion der Vorlandbrücke zu inspizieren. Im dreijährigen Rhythmus ist eine einfache Prüfung erforderlich, jährlich die Sichtprüfung durch die Straßenmeisterei und zwei Mal pro Jahr eine laufende Beobachtung.
Damit der Verkehr auch in den kommenden Jahren reibungslos stadtein- und auswärts rollen kann, muss also sichergestellt sein, dass alles im Lot ist. Und das ist in der Tat der Fall. „Bis auf ein paar Kleinigkeiten haben wir keine gravierenden Mängel feststellen können“, so Prüfer Müller. Sein Kollege zeigt auf einen Spalt in der Konstruktion: „Solche Stellen wie hier sind völlig normal und nicht zu verhindern. Hier wurden die Teile vernietet, aber im Inneren ist ein Rostnest geblieben. Das kriegt man auch durch das Sandstrahlen nicht weg, wie vor ein paar Jahrzehnten im Zuge der Sanierung geschehen. Die Brücke wurde gestrahlt, aber eben nur von außen, man kann sie ja schlecht zerlegen.“
Beeindruckend ist allerdings, welche Kraft der Rost besitzt. „Wenn das Metall rostet, dehnt sich die Stelle in etwa um das zweieinhalbfache aus. Das führt dann zu dieser Spaltbildung im Material“, so Bielib. Dabei kommt Rinteln zu Gute, dass die Brücke seinerzeit auch für den Schienenverkehr konstruiert wurde. Die statischen Reserven machen die Konstruktion stabil und widerstandsfähig für die gestiegenen Anforderungen des PKW- und LKW-Verkehrs.
Die Arbeit in großer Höhe erfordert übrigens weitreichende Vorsichtsmaßnahmen. Die jährliche Höhentauglichkeit wird im Rahmen einer arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung (G41) sichergestellt, da Gleichgewichtssystem um Kreislauf unter diesen Bedingungen ganz anders beansprucht werden. Der Mitarbeiter, welcher sich im Korb befindet, ist darüber hinaus angegurtet. Trotzdem muß immer ein zweiter Mann vor Ort sein, um im Falle eines Falles eingreifen und dem Kollegen zu Hilfe eilen zu können.
Bei der Installation der Brückenbeleuchtung gibt es dann aber Kritik: Die Strahler, die auf der Innenseite angebracht sind, wurden ohne Unterlegschutz an der Brückenkonstruktion befestigt. Die Krallen, welche zur Befestigung dienen, können so den Korrosionsschutz der Brücke an dieser Stelle beschädigen. Vorbildlich dagegen die Installation der blauen Brückenbeleuchtung, 2012 durch den Stadtmarketingverein Pro Rinteln e.V. ins Leben gerufen. Die Befestigungselemente sind unterlegt, die Beschichtung der Brücke wurde nicht beschädigt.
Einem langen Brückenleben steht somit nichts im Weg!
Mehr Hintergrundinformationen zur Rintelner Weserbrücke finden sie im Weserbergland-Wiki.