(Rinteln) Landesweit steigt die Zahl der Straftaten an. Ein Trend, der auch vor Rinteln nicht halt macht. Im Jahr 2022 wurden bei der Polizei Rinteln 2207 Straftaten bearbeitet. Das sind 255 Fälle, also 13 Prozent, mehr als im Jahr 2021 (1952 Taten) und erstmals liegt die Zahl über 2000. 65 Prozent davon konnten aufgeklärt werden. Im Jahr davor waren es noch 72 Prozent.
Laut Polizeichef Jörg Stuchlik sei der Anstieg zum Teil auf den schrittweisen Wegfall der Corona-Einschränkungen zurückzuführen. Allerdings gebe es auch Ergebnisse gezielt eingesetzter Ermittlungsgruppen zu vermelden, die etwa zur Bekämpfung von Rauschgift-Kriminalität und Betrugsdelikten eingesetzt sind.
Einen deutlichen Anstieg gab es bei der Diebstahlskriminalität (plus 62 Prozent). Sie macht rund ein Viertel der Fälle aus, es sind 372 „einfache“ Fälle registriert worden (Vorjahr: 235) und 206 „schwere“ Taten, also beispielsweise Einbruchsdiebstähle (Vorjahr: 122). Damit liegt dieser Bereich wieder auf dem Niveau wie vor der Corona-Zeit. 40 Prozent konnten insgesamt aufgeklärt werden.
Wohnungseinbrüche legten mit 21 Tagen in 2022 um 75% zu (Vorjahr: 12), Tageswohnungseinbrüche, bei denen die Tatzeit zwischen 6 und 21 Uhr liegt, nahmen ab (6 Tagen in 2022, 9 Fälle in 2021). In 9 dieser insgesamt 27 Fälle blieben die Täter aufgrund von verschiedenen Umständen erfolglos. Moderne Schließeinrichtungen können den Einbruch vereitelt haben, aber auch aufmerksame Nachbarn. Laut Kriminalermittlungsdienst (KED)-Leiter Frank Schäfer sei dieser Anstieg ebenfalls auf die Aufhebung der Corona-Einschränkungen zurückzuführen.
Raub, Körperverletzungen, Nötigungen und Bedrohen zählen bei der Polizei als „Rohheitsdelikte“. Sie machten im vergangenen Jahr 21% der Gesamtstraftaten aus. Hier ist, wie auch über die letzten zehn Jahre, ein Anstieg festzustellen. Dieser erreichte mit 471 Fällen ein neues 10-Jahres-Hoch und liegt 34% über dem Vorjahr (352). Die Steigerung ist überwiegend auf Körperverletzungen und Bedrohungen zurückzuführen. Ein auffälliger Trend, der beobachtet werden müsse, so Stuchlik. Menschen würden eher die Nerven verlieren, „überschießen“. Ein weiterer bundesweiter Trend schwappt auch auf die Weserstadt über: Gewalt gegen Polizeikräfte. Diese Fälle lagen 2018 noch im einstelligen Bereich (4), wobei in 2022 bereits 13 Taten registriert werden konnten. Die Täter konnten hier jedoch allesamt identifiziert und Strafverfahren zugeführt werden.
Einen deutlichen Anstieg verzeichnet die Polizei Rinteln auch bei der Kinder- und Jugendkriminalität. 36 Täter unter 14 Jahren wurden in 2022 festgestellt (Vorjahr: 21), 170 waren im Alter von 14 bis unter 18 Jahren (Vorjahr: 115). Das entspricht einer Zunahme von 71% bei den Kindern und 48% bei Jugendlichen. Kriminalforscher hätten bestätigt, so Polizeichef Stuchlik, dass bei den massiv von Corona-Maßnahmen betroffenen Kindern und Jugendlichen zum Teil massive psychische Folgen zu beobachten seien. Zur Entwicklungsphase junger Menschen würden auch sogenannte „unrechtmäßige Verhaltensweisen“ gehören und man könne davon ausgehen, dass diese Aktivitäten jetzt nach Wegfall der Beschränkungen „nachgeholt“ würden.
Daher hat die Polizei bereits seit einiger Zeit weiter die Kooperation mit der Stadtjugendpflege und der Stadt verstärkt. Spezielle Mitarbeiter stünden regelmäßig mit der Jugendszene in Kontakt, die Bekämpfung dieses Deliktfeldes und Präventiosnmaßnahmen sei auch für 2023 im Fokus der Polizei Rinteln, erklärte Stuchlik.
Im Fall der Betrugs-, Vermögens- und Fälschungsdelikte ist ein Rückgang um 20% von 489 auf 389 Taten zu verzeichnen, was die Polizei unter anderem auch auf den Wegfall der Corona-Maßnahmen zurückführt. 56% der Taten konnten aufgeklärt werden.
Im Bereich Rauschgiftdelikte ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert worden (156 gegenüber 291 Fällen). Im Vorjahr seien in Rinteln und im Auetal Drogen-Ermittlungsgruppen konzentriert zum Einsatz gekommen, dadurch konnte die Kriminalität in diesem Bereich in 2022 deutlich reduziert werden. Einer von Seiten der Politik angekündigten Legalisierung von Cannabis steht die Polizeiführung kritisch gegenüber. Dies, so die einhellige Meinung, geschehe ohne Not und würde nicht zu einer Reduzierung der Kriminalität führen.
Für dieses Jahr legt die Polizei Rinteln den Fokus ihrer Präventionsarbeit auf die Bereiche Jugendkriminalität, Straftaten gegen Senioren, Einbruch und häusliche Gewalt, sowie Gewalt an Kindern. Wie Frank Schäfer vom Kriminalermittlungsdienst ergänzt, habe sich gerade bei Opfern häuslicher Gewalt ein verändertes Anzeigeverhalten entwickelt. Durch die Sensibilisierung in der Bevölkerung seien Menschen eher bereit, diese Taten zu melden. Die Dunkelziffer sei zwar immer noch hoch, aber geringer.