Es hatte etwas melancholisches, wehmütiges, als heute morgen das Kunstwerk, welches die Schüler der Prince-Rupert-School in monatelanger Arbeit zusammen mit dem britischen Künstler Alistair Lambert erschaffen hatten, feierlich am Kollegienplatz enthüllt und an die Stadt Rinteln übergeben wurde: Bei grauem Himmel und Regen – man könnte augenzwinkernd vom typisch britischen Wetter sprechen – fanden sich Schüler, Lehrer und Bürger, sowie Vertreter der Politik ein um den Moment feierlich zu gestalten.
Musik und Tanzeinlagen flankierten die Reden von Ursula Helmhold und Schulleiter Alan Price, darunter die thematisch passende Choreographie zum Chart-Hit „(There´s no place I) Rather be“ (auf Deutsch: Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre).
Emotionale Momente, prägend für mehrere Generationen, sind mit der Prince-Rupert-School für alle Beteiligten verbunden. Helmhold, die Ihre Dankesrede übrigens in englisch hielt, erzählte dass sie im Alter von 14 Jahren selbst mal in den Sommerferien in der Prince-Rupert-School gejobbt hat. Als Reinigungskraft hat sie dort die Fußböden und ihre Englischkenntnisse aufpoliert. Sie betonte, dass sowohl das britische Militärhospital als auch die Schule ein Teil von Rinteln waren und sprach das aus, was viele dachten: „We will miss you.“
Schulleiter Alan Price betonte, in den vergangenen 40 Jahren habe sich die Welt stark verändert. Veränderungen, die eine Schließung unausweichlich machten. Er und die Mitarbeiter und auch die Schüler haben sich in diesem schönen Teil Deutschlands immer sehr wohl gefühlt und es war ihnen eine Ehre, ein Teil Rintelns gewesen zu sein.
Als er zum ersten Mal von der Schließung der Schule gehört hatte, so Price, wurde ein Plan geschmiedet um ein passendes Erinnerungs-Geschenk zu hinterlassen. Mit Alistair Lambert beauftragte man einen Künstler, der allen Beteiligten die einmalige Chance bot, ihre persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen in und an Rinteln zu verarbeiten und in einem Kunstwerk zu verewigen, jeder für sich in einem eigenen Teil davon.
Im März diesen Jahres begannen die Arbeiten an der Statue, die den Namen „Rupert´s Needle“ trägt (wir berichteten über die Entstehung HIER). Lambert reiste zwischenzeitlich acht Mal von London nach Rinteln und wieder zurück, um das Werk zu vollenden und viel Zeit mit den Schülern bei der Anfertigung zu verbringen. Die Spitze der pyramidenförmigen Konstruktion ziert ein Vogel. Wie der Feuervogel Phönix thront er majestätisch auf dem Stadtwappen von Rinteln, den Blick Richtung Kirchturmspitze gerichtet. Ursprünglich sollte die Statue im Blumenwall aufgestellt werden, doch der neue Standort erschien den Verantwortlichen besser dafür geeignet, der Platz ist heller und besser frequentiert.
Colonel David Kelly erklärte als er ans Mikrofon trat, er sei heute mit gemischten Gefühlen hier, mit etwas als die deutschen Freunde als „mit einem lachenden und weinenden Auge“ beschreiben würden. „Mit dem weinenden Auge bedeutet auch, dass wir traurig sind, Rinteln zu verlassen“, so Kelly. Er blickte zurück zu den Anfängen des Britischen Militärhospitals und unterstrich die Wichtigkeit und Bedeutung der Einrichtung. Sein Sohn James wurde am 7. April 1992 im „BMH“ geboren, während Kelly in Minden stationiert war. Da ein Leben als Soldat immer auch mit Standortwechseln verbunden sei, ist es enorm wichtig, das eine optimale Schul- und Gesundheitsversorgung die Stabilität der Streitkräfte und Effizienz garantiere.
Die Verbindungen zwischen Rinteln und den britischen Streitkräften sind eng und stützen sich auf eine wundervolle Freundschaft. Das gab Kelly auch in einer kleinen Anekdote zum Besten: „Ein Mr. Steve Allen wurde 1949 als Sohn seiner stationierten Eltern im BMH geboren. Seine Tochter wiederum kam 1975 im selben Hospital zur Welt. Er und seine Frau, beide über 60, finden diesen Zufall interessant und emotional bewegend zugleich und fühlen sich mit Rinteln als ihre Heimatstadt eng verbunden.“
Alistair Lambert, der schmunzelnd zugibt, er habe das fertige Objekt selbst noch gar nicht gesehen, da es erst in der vergangenen Nacht montiert wurde, hatte seine Ankündigung übrigens wahrgemacht und den Vogel, in Einzelteile zerlegt, im Handgepäck via Flugzeug nach Rinteln gebracht. Ob es Probleme bei der Sicherheitskontrolle gegeben hat, fragen wir ihn. „Nein, nein“, winkt der Künstler lachend ab, „die Security-Leute haben den Rucksack ganz normal untersucht und mich durchgelassen. Die achten ohnehin mehr auf Kupfer im Gepäck!“ Kupfer? Woraus besteht der Vogel eigentlich, wollen wir wissen. „Der ist aus Aluminium und wurde nachträglich vergoldet. Es ist das selbe Gold wie bei der Statue des Albert Memorials in London. Was gut für Königin Victora ist (Königin Victora hatte das Albert Memorial in Auftrag gegeben – d.Red.), ist auch gut für die Prince Rupert School.
Der Schulleiter, Alan Price, zieht mit seiner Frau übrigens wieder zurück nach England: „Unsere Kinder leben dort und wir freuen uns, sie wieder öfter zu sehen. Aber wir werden Deutschland und ganz besonders das schöne Rinteln vermissen. 21 Jahre haben wir hier verbracht und es ist ein großer Teil unseres Lebens geworden. Doch es ist kein ´Good Bye´ sondern vielmehr ein ´Auf Wiedersehen´, denn wir kommen wieder und sehen mal, wie Rupert´s Needle so dem Wetter trotzt!“
Apropos Wetter: Eine der anwesenden Besucherinnen brachte die Sache auf den Punkt: „Der Regen, die Stimmung – das ist fast so, als würde der Himmel über Rinteln weinen, weil die Prince Rupert School für immer geht..“
