(Krankenhagen / Rinteln) Das Fazit im Rat war erschreckend in seiner Eindeutigkeit: Nach nur 28 Jahren Standzeit ist die Kita Bärenstark in Krankenhagen „… ein Haufen abbruchreifer Schrott“, so Ortsbürgermeister und Ratsvorsitzender Gerald Sümenicht.
Ein Ortstermin habe gezeigt, dass das Gebäude nicht sanierungsfähig sei. Weitere rund zwei Jahre brauche es nun für einen Neubau der Kita und in der Zwischenzeit müssten sich die Kinder und das Erzieherinnenteam mit der Notlösung Container begnügen. So gut wie Einigkeit herrschte im Rat zur Frage des Neubaus, der auch für Uta Fahrenkamp (Grüne) alternativlos war. Sie wollte allerdings Holzbauten (so wie die Kita Bärenstark) nicht per se verteufeln und sah als Neubau nicht ausschließlich einen Massivbau.
Veit Rauch von der CDU sah die von der Verwaltung vorgebrachten Argumente für einen Neubau an gleicher Stelle nachvollziehbar, hätte allerdings gerne die alte IGS am Kollegienplatz als Notlösung für die Bauzeit der neuen Kita genutzt: „Mit ein wenig gutem Willen wäre das gegangen“, so Rauch. Durchsetzen konnte er sich mit seiner Idee allerdings nicht.
Neben einem Neubau an gleicher Stelle gab es auch noch die Idee, eine neue Kita im Bereich der Grundschule und Sporthalle zu bauen. Der Ortsrat Krankenhagen hatte das vorgeschlagen. Doch auch wenn sonst die Vorschläge aus den Ortsräten ein starkes Gewicht im Rat haben, konnte sich die Verwaltung letztlich damit nicht anfreunden, zumal auch pädagogische Gesichtspunkte für einen Neubau an gleicher Stelle sprachen. Das sah auch Heinrich Sasse von der WGS so, der sich mit der Kita-Leitung und Eltern ins Benehmen gesetzt und dabei den alten Standort als den besseren ermittelt hatte.
Die Frage der Verantwortung für den Bauskandal stellte einzig Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser (RI) und er forderte: „Das darf sich nicht wiederholen!“ Zum Glück hätten die Kinder und das Kita-Team die marode Statik des Baus überlebt: „Da muss man kein Sachverständiger sein, um zu erkennen, dass angesägte Balken nicht tragen können!“ Neuhäuser forderte jedoch auch zur Prüfung einer Sanierung des Bestandsbaus auf, die rund eine Millionen Euro günstiger als ein Neubau sei. Stadtjurist Jan Boße teilte mit, dass man seitens der Stadt natürlich die Verantwortlichkeit von Personen prüfe und auch mögliche Regressansprüche, allerdings sei der Architekt bereits verstorben und Boße machte keine Hoffnungen auf einen Geldsegen.
Baudezernent Stefan Eggert-Edeler fand ebenfalls deutliche Worte für diesen „Pfusch am Bau“. So etwas habe er in seiner Dienstzeit noch nie gesehen. Bereits im Verwaltungsausschuss, so Heinrich Sasse, sei festgestellt worden, dass die damalige Bauaufsicht „… lasch und fehlerhaft“ gewesen sei. Auf den Punkt brachte es auch Kay Steding, der ja bekanntermaßen etwas von Bauen versteht: „Die Hütte ist Kernschrott!“ Jetzt müsse man Gas geben, damit die Kinder aus den Containern heraus könnten.
Und Bürgermeisterin Andrea Lange machte noch einmal deutlich: „Das haben wir uns alle nicht gewünscht!“ Der Rat entschied dann, dass es am Brink in Krankenhagen nach Abriss der alten Kita Bärenstark einen Neubau geben soll, dass die angemieteten Container bis zur Baufertigstellung beibehalten werden, dass der Vergleich mit der VGH-Versicherung in Höhe von 300.000 Euro angenommen wird und das die neue Kita in Massivbauweise erstellt werden soll (mit zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen, darunter die Bürgermeisterin). (ot)