Wir haben Volkswagens schärfstem Scirocco auf den Zahn gefühlt. Als Original gab es das kantige Sportcoupé seinerzeit als von Giorgio Giugiaro konzipiertes und von Karmann in Osnabrück gebautes Modell von 1974 bis 1982 zu kaufen. Danach wurde der Scirocco in den Tiefschlaf geschickt – aus dem er 2006 als Studie „Iroc“ wieder erwachte und seit 2008 in die reguläre Angebotspalette aufgenommen wurde.
In der Basismotorisierung ist der VW Scirocco mit einem 90 kW (122 PS) starken, 1.4-Liter Vierzylinder Benzinmotor ausgestattet. Zwei Diesel sind ebenfalls im Programm, einmal mit 103 kW (140 PS) und 130 kW (177 PS).

Die Spitzenmotorisierung ist im „Scirocco R“ zu finden. Ein Turbolader presst 190 kW (265 PS) aus dem Vierzylinder-Motor und schickt die Kraft über ein Sechsgang-Getriebe an die Vorderachse. Unser Testwagen, mit dem sehr empfehlenswerten Doppelkupplungsgetriebe (DSG) ausgestattet, beschleunigt laut Werksangabe in gerade einmal 5,8 Sekunden ohne Zugkraftunterbrechung aus dem Stand auf 100 km/h. Dabei röhrt und bollert es aus den ovalen, armdicken Endrohren, dass einem ein wohliger Schauer den Rücken herunterläuft. Doch ein Teil des kernigen Klangs ist synthetisch produziert: Ein sogenannter „Soundaktuator“ leitet bestimmte Frequenzen vom Motor in den Innenraum und lässt die Geräuschkulisse deutlich rustikaler wirken.

Dank aufpreispflichtigem „DCC“-Fahrwerk lassen sich die Charakteristika von Fahrwerk, Motoransprechverhalten und Lenkung zwischen den Modi „Comfort“, „Normal“ und „Sport“ hin- und herschalten. Erwartungsgemäß zeigt der Scirocco R im Sport-Modus die Zähne: Der Motor dreht höher, das Fahrwerk wird gestrafft und die Lenkung wird direkter. Wie von einer Tarantel gestochen schießt der Wagen nahezu ohne Widerstand vorwärts in Richtung elektronisch abgeregelter Schallmauer von 250 km/h. Die ebenfalls extra zu bezahlenden, schwarz lackierten 19 Zoll Räder mit 235/35 R19 Bereifung setzen den Vortrieb (zumindest bei trockener Piste) nahezu schlupffrei um.

Für erstklassigen Seitenhalt sorgen die Motorsport-Schalensitze, die den Testwagenpreis um stolze 3295 Euro nach oben treiben. Mit ihren Gurtdurchführungen sind sie an den Rennsport angelehnt, durch die straffe Sitzposition fühlt man sich selbst bei flotter Kurvenfahrt immer bestens aufgehoben und selbst langstreckentauglich sind die „heißen Stühle“.

Äußerlich unterscheidet sich der Scirocco R vor allem durch die geänderte Front mit seinen überdimensionalen Lufteinlässen von seinen braven Brüdern. Am Heck spannt sich ein schwarz lackierter Diffusor von einem Endrohr zum anderen. Den ebenfalls glänzend schwarzen Kühlergrill ziert das „R“-Markenzeichen. Schwarze Scheinwerfer-Innereien sowie dunkelrote Heckleuchten und sportliche Seitenschwellerverkleidungen runden das Optik-Paket von außen ab.
Der Verbrauch pendelt erwartungsgemäß bei dieser Art von Motor zwischen knapp unter acht Litern bei schonender Fahrweise bis hin zu Werten jenseits der 12-Liter-Marke, wenn man es schnell angehen lässt. Unser reichhaltig ausgestattetes Testfahrzeug steht mitsamt den Extras mit etwas über 47.000 Euro in der Preisliste, sinnvolle und angenehme Extras wie das DSG, das Navigationssystem RNS 510, Parksensoren oder auch das „Dynaudio“-Soundsystem inbegriffen. Der Scirocco R in der Basisversion kostet 37.350 Euro. Genauer gesagt, kostete. Aktuell ist das Topmodell nämlich vorläufig nicht mehr bestellbar. Im Frühjahr 2014 wird der überarbeitete Nachfolger erwartet.
VW Scirocco R – 2.0 TSI – 190 kW (265 PS) – Frontantrieb – 6-Gang-DSG – Beschleunigung 0-100 in 5,8s – Höchstgeschwindigkeit 250 km/h (abgeregelt) – Grundpreis: 37.350 Euro – Testwagenpreis 47.113 Euro