(Rinteln) Der ehemalige „Schnittger Pavillon“ an der Klosterstraße fristete lange Zeit ein eher stiefmütterliches Dasein. Jetzt ist er zu neuem Leben erweckt durch eine Kooperation von NABU, Heimatverein, Imkerverein und Obst- und Gartenbauverein.
In Eigenleistung haben die Vereine das Innenleben aufgehübscht und mit allerlei Informationsmaterial gespickt. Auch Bilder des Rintelner Künstlers und Lehrers Gerhard Thon, die bislang auf dem Dachboden des Museums lagen, schmücken den Innenraum.
Maria Rollinger vom NABU Rinteln konnte jetzt mit einem Vortrag über die bienenfreundliche Rintelner Aktion „Hier blüht Euch was“ auch die Vortragstechnik des Pavillons ausprobieren und landete gleich zur Premiere einen Erfolg. Alles klappte, der Vortrag war lebhaft und informativ, das Publikum füllte alle vorhandenen Sitze.
Warum in Rinteln das Mitmachprojekt „Hier blüht Euch was“ so wichtig für die Insektenvielfalt und damit auch Artenvielfalt ist, zeigte sie gleich zu Beginn am Beispiel anderer bedrohter Tierarten. Feldhamster, Flusskrebs, Gelbrandkäfer und Wachtel sind in unserer sich verändernden Kulturlandschaft kaum noch zu finden. Dagegen sind Trauermantel, Groppe, Rebhuhn und Maikäfer schon eher zu sehen. Wie man die Biodiversität durch eigene, zumeist kleine Maßnahmen wieder stärken kann, das zeigte sie im Anschluss. Zuvor machte sie jedoch deutlich, dass es beim Rückgang der Arten durch unserer stark strukturierte und bewirtschaftete Landschaft nicht um Schuldzuweisungen gehe. Flächen würden verbraucht durch Landwirtschaft, Firmen, Flächen für Freizeitaktivitäten, Baugebiete und mehr. Das alle diene am Ende ja auch unserer Art zu leben und dennoch gäbe es Möglichkeiten, etwas zu retten.
Und auch gute Nachrichten hatte Rollinger, die selbst in Exten einen insektenfreundlichen Garten ihr Eigen nennt, im Gepäck. Beispielsweise die Graue Sandbiene, die sie durch gezielte Maßnahmen bei sich im Garten wieder ansiedeln konnte. Diese Art ist eine von 370 Wildbienenarten, die übrigens nicht stechen. Auch die Weidensandbiene (Fundort Auenlandschaft), die Rothaarige Wespenbiene (auch Kuckucksbiene) oder die Zaunrübensandbiene konnte Rollinger bestimmen. Werbung machte sie für die Homepage des Bückeburgers Peter Walter, der unter www.wildbienen-und-co.de eine Vielzahl wunderschöner Wildbienenfotos und -videos zeigt.
Nisthilfen helfen nicht
Den sogenannten „Insektenhotels“ stellte Rollinger kein gutes Zeugnis aus. Häufig seien die überteuerten Objekte lediglich Dekoration und keine echte Unterkunft für Wildbienen. Doch es gäbe auch wirkungsvolle Dauerquartiere für Wildbienen. Der NABU berät dazu gern. Eine Todsünde sei es übrigens, solche Insektennisthilfen zu reinigen, da damit die Brut in den Röhren zerstört würde. 75 Prozent aller Wildbienen nisteten dazu auch im Boden und nicht in solchen Hilfen. Wer richtig bienenfreundlich seinen Garten oder Grünflächen gestalten möchte, muss dazu auch ein wenig Mut haben und etwas Wildnis aushalten können. Manchmal reiche es schon, die Pflegemaßnahmen anzupassen, beispielsweise bei Rasenflächen. Keine Mahd vor Ende Mai und das abgemähte Gras darf nicht gemulcht werden, sondern muss abgetragen werden. Keine Düngung, weil das nur Gras fördere und keine Wildblumen.
Ein guter Ansatz ist das Mähkonzept der Stadt
Ein guter Ansatz sei da das von der Stadt Rinteln vor zwei Jahren verabschiedete, ökologische Mähkonzept. Dabei seien alle Straßen- und Wegränder katalogisiert und kategorisiert worden. Die Daten würden per GPS an die Bauhofmitarbeiter ausgegeben werden. Allerdings mangele es noch an ökologischen Mähtechniken. Der weltfremden Forderung im Konzept, dass beispielsweise ehrenamtliche Hilfe durch Schulprojekte das Konzept unterstützen sollen, erteilte sie eine Absage: „Im Bio-Leistungskurs haben die Schülerinnen und Schüler ganz andere Aufgabenstellungen zu bewältigen!“
Positive Beispiele von bienenfreundlichen Randgestaltungen an Straßen oder auf Firmengeländen führte Rollinger dann auch noch vor. Alle sind aufgeführt auf der Homepage www.hierbluehteuchwas.de und dort finden sich sowohl öffentliche Flächen, die bienenfreundlich gestaltet sind, als auch Aktionen von Landwirtschaft, Gewerbe, Vereinen oder auch Firmengeländen, die sich vorbildlich für die Artenvielfalt einsetzen. (ot)