Obwohl es gerade 18:13 Uhr ist, die Glocke des Kirchturms ihr Abendgeläut beendete, ist es ziemlich dunkel. Regenwolken hängen tief, leichter Sommerregen prasselt auf das Glasdach des Autos, trommelt einen undefinierbaren Rhythmus.
Einzig die Wellen des anschwellenden Regens und – im Weiterziehen der Regenwolken – abschwächende Getropfe sind akustisch spürbar.
Die Seitenfenster bleiben geschlossen, denn leichte, wechselnde Winde lassen `mal links, `mal rechts das Wasser auf die hellen Polster tropfen.
Kadosch schwitzt, auf seiner Stirn haben sich, zusätzlich zu dem ohnehin sich bereits auf seiner Haut bildenden Wasserfilm, dicke Tropfen breit gemacht.
Immer wieder – und in immer kürzeren Abständen – fällt sein Blick auf die Armbanduhr. 18:20, 18:23 usw.
„Waren wir nicht um 18:15 Uhr verabredet?“ murmelte er vor sich hin, etwas ungehalten. „Nun ja, Frauen sind ja nie pünktlich.“ Und weiter:
„Zwanzig Minuten gebe ich ihr noch, das sollte fair genug sein!“ Jetzt hat es aufgehört zu regnen, nun aber schnell die Fenster auf! Pustekuchen! Vom Dach tropft es trotzdem in den Innenraum.
„Einen Moment nur den Lüfter einschalten, vielleicht das Radio ausstellen?“ Arme Batterien! Doch lieber einen kleinen Spalt die Fenster heruntergelassen?
Zum dritten Mal versucht jemand nebenan, in die viel zu enge Parklücke einzuparken. Zwei Männer fahren zügig auf die Lücke zu – drin! Tür öffnen und aussteigen geht aber nicht. Mit aufheulendem Motor fahren sie rückwärts in die Kehre, eine andere Lücke zu suchen.
Die beiden Damen im nächsten Fahrzeug sieht der Betrachter vorsichtig an die Lücke heranfahren – abwägend und taxierend. Ihre Rückwärtsfahrt aus der Lücke gestaltet sich wesentlich ruhiger und gefasster – eine andere Lücke fand sich weiter vorn.
Ärgerlich ist nur der aufgeweichte Boden des Bürgersteigs. Auf Zehenspitzen tippelnd, in einer Hand die Handtasche, in der anderen den Regenschirm, versucht’s die eine. Die andere Dame kämpft mit der Einkaufstüte. In die Linke zum Regenschirm oder in die Rechte zur Einkaufstasche – die Entscheidung dauert einige Sekunden.
Irgendwie schafften Sie es aber beide, bis zur Haustür zu kommen.
Während Kadosch seine Impressionen zu Papier bringt, klopft es an die Scheibe. „Mach‘ auf! Es regnet“.
Es ist 18:54 Uhr! – Warten macht geduldig.
Euer Kadosch!