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Stadtwerke Rinteln sanieren belastetes Grundwasser mit Hilfe von Bakterien und Zucker

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(Rinteln) Auf dem heutigen Betriebsgelände der Stadtwerke Rinteln waren einst die Rintelner Gaswerke beheimatet.

Auf dem Grundstück im Bahnhofsweg in der Rintelner Nordstadt, wurde von 1896 bis 1964 Gas aus Kohle und Koks hergestellt, das sogenannte „Stadtgas“, das zum Kochen, Heizen und für die Straßenbeleuchtung zum Einsatz kam. Als die Gasproduktion eingestellt und das Gaswerk abgerissen wurde, sind im Boden des Areals Altlasten, sogenannte Cyanide und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), aus dieser Zeit zurückgeblieben. Diese Schadstoffe sind an Ort und Stelle festgesetzt, da der Boden heute durch das Betriebsgelände und darauf gebaute Gebäude versiegelt ist.

So sah das heutige Stadtwerke-Betriebsgelände im Jahr 1962 aus. Das helle Gebäude im unteren Drittel des Bildes steht heute noch. Dort befindet sich das Kundencenter. (Foto: Stadtwerke Präsentation)

Erste systematische Untersuchungen von sogenannten Altlasten-Verdachtsflächen fanden 2015 im Auftrag des Landkreises Schaumburg statt. Bis 2020 wurden weitere Analysen des Bodens durchgeführt, um den Bereich auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Grundstück einzugrenzen. Dabei fanden sich zwei Schadstoffherde, einer im Bereich der ehemaligen Produktion und ein weiterer im Bereich der Abfallvergrabung. Vor dem Neubau des Kindergartens in direkter Nachbarschaft seien auch hier Bodenuntersuchungen angestellt worden, das Ergebnis sei „unbedenklich“ gewesen, so Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Karl.

(Foto: Stadtwerke Präsentation)

Das Grundwasser in dem Bereich bewegt sich Hydrogeologischen Untersuchungen zufolge sehr langsam, nämlich mit einer Geschwindigkeit von rund 20 Metern in 49 Tagen in Richtung des Baumarkt-Parkplatzes und der Weser. Bei Hochwasser kommt es zeitweise zu einer Umkehr der Strömung. Zahlreiche Bohrungen, Boden- und Wasserproben später konnte zusammen mit einer Spezialfirma ein Sanierungsplan entwickelt werden, der eine Besonderheit darstellt. Im Gegensatz zu einem Ausbaggern des gesamten Geländes, das eine komplette Räumung und einen Umzug des gesamten Stadtwerke-Betriebs erfordert hätte, kommt hier eine Sanierung mit Mikroorganismen zum Einsatz. In Betriebsgebäuden wurde in Zusammenarbeit mit der Fachfirma M&P eine Anlage aufgebaut, die Sauerstoff und Glukose, also Traubenzucker, im Boden zirkulieren lässt. Dadurch angeregt, vermehren sich zunächst die Boden-Bakterien. Dann entzieht man ihnen den Nährstoff und die Mikroorganismen machen sich über besagte Schadstoffe im Boden her. Dazu wurden Dutzende Bohrungen auf dem Gelände durchgeführt, teils sogar schräg unter Gebäuden verlaufend.

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An zahlreichen Entnahmebrunnen wird der Erfolg der Maßnahme gemessen und seit Beginn der Sanierung am 1.1.2022 monatlich überwacht und protokolliert. Bisherige Ergebnisse im sogenannten „kleinen Herd“ deuten auf einen Erfolg des „Waschmaschinen-Prinzips“, so erklärte Jan Giltmann, technischer Leiter der Stadtwerke Rinteln, die Methode. Im „großen Herd“ sei es insgesamt zu einer Verringerung des Schadstoffinventars gekommen. Eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden auf einen Zielwert der Sanierung ist noch in diesem Monat geplant.

Überall auf dem Gelände wurden Bohrungen vorgenommen. (Foto: Stadtwerke Präsentation)

Dieses Pilotprojekt ist einmalig, da es in dieser Größenordnung von Stadtwerken noch nicht durchgeführt wurde. Üblicherweise trägt man betroffenes Erdreich großflächig ab und bringt es auf eine Deponie. Im vorliegenden Fall hätte das bedeutet, dass neben dem Abriss der gesamten Gebäude auch rund 30.000 Tonnen kontaminiertes Bodenmaterial (das entspricht rund 1.000 LKW-Ladungen) abtransportiert werden müssten. Staubentwicklung müsste mit hohem Aufwand verhindert werden. Die Kosten würden sich auf 10 Millionen Euro belaufen und dabei wäre ein Neuaufbau der Gebäude noch nicht im Preis inbegriffen.

Auf rund ein Zehntel davon, also rund eine Million, wird die Sanierung durch Mikroorganismen geschätzt. Ein Nachteil dieser Methode: Das kontaminierte Bodenmaterial verbleibt in den oberen drei Metern und aufgrund möglicher Verockerung des zirkulierenden Wassers müssen Filteranlagen zum Einsatz kommen. (vu)

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