(Rinteln) In der Fußgängerzone könnten künftig wieder Schienen verlegt werden. Zwar nur ein Teilstück und ohne Funktion, doch der Vorschlag wurde jetzt im Ortsrat als mögliche Maßnahme zur Belebung der Innenstadt und als Erinnerung an die Extertalbahn besprochen.
Hintergrund ist der Personen- und Güterverkehr, der das Stadtleben in Rinteln in den 60er und 70er Jahren prägte und von historischer Bedeutung sein soll. Laut Beschlussvorlage der Stadtverwaltung ist die Idee durch einen Bürger der Stadt ins Rollen gebracht worden. In Minden gibt es so ein Schienenpaar in der Fußgängerzone bereits. Es erinnert an die Mindener Straßenbahn, die nach über 60 Betriebsjahren die Fahrten im Jahr 1959 eingestellt hat.
Natürlich sollen die Schienen nicht als „Stolperfalle“ montiert, sondern bodengleich ins Straßenbild eingelassen und mit einer Infotafel ergänzt werden. Ortsratsmitglied Stefan Frühmark (CDU) fand die Idee als Erinnerung an die Extertalbahn dann auch zwar „hübsch“, warnte aber zugleich vor einer Überfrachtung der Fußgängerzone und vor Rutschgefahr bei Nässe. Sein Parteikollege Kay Steding erinnerte daran, dass man neben dem Flusslauf in der Weserstraße demnächst auch ein Tastmodell der Altstadt dort aufstellen würde und befürchtete ebenfalls, es könnte möglicherweise „zuviel des Guten“ sein. Hinzu käme die Gefahr des Ausrutschens auf den Metalloberflächen bei Winterglätte.
Neben der Uneinigkeit über den geeigneten Standort (wenn Warenständer oder Gastronomiestühle auf den Schienen abgestellt würden, verfehlen sie ihren Zweck), kamen auch leise Zweifel an der Finanzierung der Idee auf. Stephan Jacob (Grüne) überlegte angesichts der geplanten Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro für ein Schienenpaar von 10 bis 15 Metern Länge, ob ein simples Hinweisschild nicht auch seinen Zweck erfüllen würde. Letztendlich erinnerte Helma Hartmann-Grolm (SPD) an den Beschlussvorschlag, laut dem die Stadtverwaltung zunächst einmal eine Detailplanung erstellen solle und zur Abstimmung vorlegen solle. Das sahen mit einer Enthaltung von Kay Steding alle übrigen acht Ortsratsmitglieder genauso. Dr. Gert Armin Neuhäuser von der WGS hatte die Sitzung zwischenzeitlich verlassen. In der abschließenden Einwohnerfragestunde äußerte sich Ewald Steding als Zuschauer noch einmal zu dem Thema und stufte die Idee als „Schwachsinn“ ein: Seinerzeit seien Menschen wegen der hohen Rutschgefahr auf den Schienen verunfallt und zu Schaden gekommen. Man solle ein Hinweisschild an einem Ende der Fußgängerzone aufstellen, so Steding senior, der sich mit einem ungewöhnlichen Statement abschloss: Sollte die Stadt damit einverstanden sein, es bei einem Schild zu belassen, so werde er es aus eigener Tasche bezahlen und stiften.