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Keine Rüttelstreifen auf der K77 Uchtdorf bis Wennenkamp

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Fördergelder, um ein Dorf unattraktiv zu machen? Klingt seltsam und bedarf weiterer Erklärung: In der gestrigen Sitzung des Ortsrats der Ortschaft Taubenberg stand unter anderem das Thema „Motorräder auf der K77 zwischen Uchtdorf und Wennenkamp“ auf der Tagesordnung.

Besonders in den Sommermonaten und an Wochenenden hat sich dort ein Szenario entwickelt, dass Anwohner auf die Palme bringt und sie um ihre Sicherheit und Ruhe fürchten lässt.

Motorradfahrer nutzen die kurvige Strecke für Ausfahrten, Anwohner sind genervt vom Auspuffsound und der Geschwindigkeit, mit der manche Biker den Berg rauf und runter fahren und „den Gashahn aufdrehen“, wie es Besucher der Sitzung formulierten. Doch auch viele Autofahrer nutzen die Strecke zur „freien Fahrt“, ungeachtet dessen, dass am Ausgang des Waldstücks eine geschlossene Ortschaft liegt und dort Tempo 50 gilt.

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Die Kurven der K77 verleiten zum flotten Fahren. Die Unfallstatistik sieht keinen besonderen Schwerpunkt. Einwohner der Dörfer sprechen von rund 20 Unfällen pro Jahr – die meist glimpflich verlaufen.

Der Einbau von sogenannten „Rüttelstreifen“ oder Fahrbahnschwellen steht seit geraumer Zeit zur Diskussion. Doch die aufgeschraubten Schwellen, aus Tempo 30 Zonen bekannt, haben einen Haken. „Nach Auskunft der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) gibt es keine zugelassenen mobilen Schwellen, um sie vor den Sommermonaten in den Straßenkörper einzubringen und danach wieder abzubauen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Bremsen, drüberfahren, Gas geben, bremsen – eine Prozedur, mit der die Anwohner viele Monate täglich zu tun hätten, Rettungsdienste ebenso. Die alternativ ins Gespräch gebrachten Rüttelstreifen (Kostenpunkt rund 15.000 €) hätten einen weiteren Nachteil. Sie sind permanent aufgebracht, der Winterdienst müsste also in diesem Bereich den Schneepflug heben und könnte die Straße nicht räumen. Aus einer Verkehrsberuhigung könnte so bei Tauwetter sogar eine zusätzliche Verkehrsgefährdung entstehen.

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Dazu kommt, dass Rüttelstreifen grundsätzlich nur an Unfallhäufigkeitsstellen eingebaut werden. Diese Voraussetzung ist in diesem Bereich der K 77 nach Erkenntnissen der Verkehrsunfallkommission nicht gegeben. Auf Anfrage teilte Bauamtsleiter Andreas Wendt in der Ortsratssitzung die offiziell erfassten Unfallzahlen mit Motorrädern auf der Strecke mit. Demnach kam es im Jahr 2014 zu drei Unfällen mit Motorrädern, bis Juli diesen Jahres ist ein Unfall registriert worden. Zudem seien dauerhafte Komforteinbußen für Anwohner und auch Fahrradfahrer zu befürchten. So stimmten die Ortsratsmitglieder schlussendlich einstimmig gegen Rüttelstreifen. In der Einwohnerfragestunde äußerten sich dann zahlreiche Betroffene zu Wort und machten individuelle Vorschläge. Jeder konnte von eigenen Erlebnissen mit lärmenden Motorrädern und schnell fahrenden Autos berichten. „Tempo 30 für Motorräder“, lautete eine Anregung, „Tempolimit für alle“, eine weitere Idee. Oder gleich: Die Strecke sonntags für Biker sperren. „Die enorme Geräuschbelastung fängt in der Saison Freitags schon an und dauert das ganze Wochenende“, beklagte ein Anwohner der Wennenkämper Straße, „das gerade Stück verleitet zum Gasgeben. Dabei sind die Motorräder viel lauter als die Autos und verschrecken oft meine ganze Schafherde an der Straße.“

Die Strecke sei in Reiseführern enthalten, entgegneten wiederum andere der anwesenden Einwohner. Eigene Zählungen hätten bis zu 140 durchfahrende Motorräder in rund drei Stunden ergeben. Und auch mit den offiziellen Unfallzahlen wurde gehadert. So hieß es, man habe jedes Wochenende ungefähr ein bis zwei Fälle von Motorradfahrern, die man aus dem Graben holen müsse: „So 20 Unfälle pro Jahr sind das bestimmt.“ Nur tauchen diese in keiner Statistik auf, weil sie nicht gemeldet würden und glimpflich verliefen. Doch, was tun?

Ortsbürgermeister Markus Meier schlug vor, Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm „Rintelner Staatsforst“ dafür aufzuwenden, die Ortseingänge unattraktiver zu gestalten. Beispielsweise durch Fahrbahnverengungen oder die Verlegung von Bushaltestellen um den Verkehr so bewusst aufzuhalten. Das ändert zwar nichts an der Kurvenhatz im Wald, soll aber verhindern, dass Verkehrsteilnehmer mit Geschwindigkeitsüberschuss ins Dorf fahren. Doch zu richtig zufrieden schien gestern Abend keiner der Beteiligten über die Lösung zu sein. Denn eigentlich bleibt erst einmal alles beim Alten. Keine Rüttelstreifen, keine Fahrverbote, keine Tempolimits. Und die Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm stehen auch nicht kurzfristig zur Verfügung. Der Plan dafür soll Ende August 2016 stehen. Erst dann kann entschieden werden, welche Projekte umgesetzt werden. Und bis dahin bleibt alles erstmal so, wie es ist.

 

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