Hoch oben im Wesergebirge, auf 336 Metern Höhe über Normalnull befindet sich die Paschenburg. Nur wenige Meter darunter residiert eine kreative Werkstatt für schöpferische Künstler und Bildhauer, der Steingarten an der Paschenburg e.V.
Der Verein zählt inzwischen 18 Mitglieder, 17 davon sind Hobbykünstler, die in der Bildhauerei einen Ausgleich zum Arbeitsalltag suchen und jede sich bietende Gelegenheit dazu nutzen, inmitten der malerischen Kulisse und der klaren Waldluft ihrem kreativen Schaffen zu frönen.
Beim diesjährigen Frühlingsfest, am 26. und 27.04.2014, lud der Verein Freunde, Bekannte und Interessierte (und alle die es werden wollten) dazu ein, sich ein Bild von den Kunstwerken zu machen und bei einer Bratwurst oder einer Tasse Kaffee zum Kuchen einen schönen und gemütlichen Nachmittag im Steingarten zu verbringen.
Uwe Diehl, erster Vorsitzender des Vereins, trug den Gedanken an die Bildhauerei 20 Jahre mit sich herum. Ein Kurs in der VHS brachte ihn vollends auf den Geschmack: „Ich war vom ersten Schlag an begeistert und sofort Feuer und Flamme“, beschreibt Diehl seine erste Begegnung mit der Kunst und ergänzt, „als Schreibtischtäter habe ich hier den perfekten Ausgleich, tanke Kraft und finde eine besondere innere Ruhe.“
Auch Petra König aus Obernkirchen ist erst seit rund zweieinhalb Jahren dabei und eifrig am Bearbeiten eines Steinblocks. Daraus wird später mal eine Elfe. Diehl klärt uns mit einem Augenzwinkern auf: „Das Motiv ist ja eigentlich schon im Stein vorhanden. Man muss es nur noch freilegen, alles überflüssige wegschlagen!“
Sämtliche ausgestellten Werke sind auch käuflich zu erwerben. Jedes ein Unikat, jedes von Hand einzigartig veredelt. So auch die Figuren von Ina Günterberg aus Hessisch Oldendorf. Seit drei Jahren bearbeitet sie Speckstein und Kalkstein, verleiht ihnen spezielle Formen und eine behutsam herausgearbeitete Oberflächenstruktur. Manche Werke stehen von selbst, andere sind auf Gestellen montiert. Die Löcher dazu werden am Anfang gebohrt, denn die Portion Ungewißheit bleibt: Stein ist ein Naturmaterial, nicht perfekt beschaffen und mit Einschlüssen versehen. Bohrt man an der falschen Stelle, bricht das Material einfach auseinander. Wenn das in der finalen Phase passiert, ist das Kunstwerk dahin.
In der Scheune, die im Winter mit einem Holzofen beheizt wird und im Sommer als angenehm kühler Unterschlupf zum Arbeiten dient, stellen die Malfreunde Volksen ihre Werke aus. Rund 15 Mitglieder aus Rinteln und der Umgebung treffen sich bis zu zweimal im Monat, tauschen Erfahrungen und Neuigkeiten aus und malen gemeinsam. Das Frühlingsfest ist ihre erste gemeinsame Präsentation der Werke.
Aus Obernkirchen kommen die liebevoll gestalteten Vogelhäuser und Insektenhotels von Hans-Joachim Aust und Regine Oehlmann. Aust baut die Häuser in Handarbeit aus verschiedenen Holzarten wie zum Beispiel Lärche. Neben einem Platz für vorkonfektionierte Futterbehälter aus dem Zoohandel bieten die dekorativen und von historischen Bauten inspirierten Häuser auch Platz für den Nestbau. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Konstuktionen reinigungsfreundlich zerlegen, da fällt der Frühjahrsputz leicht. Aust: „Ich kümmere mich um den Bau, meine Frau Regine bemalt die Häuser. Manchmal bekommen wir auch Fotos von Hausbesitzern, die ihr Eigenheim dann als Miniatur im Vogelhausformat haben möchten. Das freut uns ganz besonders.“
Neben den eingangs erwähnten Hobbykünstlern sitzt natürlich auch noch der Berufsbildhauer und künstlerischer Leiter des Steingartens, Arthur Friske, mit im Boot. Seinem gekonnten Umgang mit Hammer und Meißel ist beispielsweise das riesige Ei entsprungen, übrigens auch Bestandteil einer Quizfrage anlässlich der Veranstaltung.
Pünktlich zum Frühlingsfest installierte der Verein auch das neue Eingangstor nach Friskes Entwurf. Noch nicht in seiner vollendeten Form fertiggestellt, weist das Massivholztor auf die Vielfalt der Kunstwelt hin. Es wurde von Siegfried Balzer und Bernhard Schoppmann umgesetzt, während Scharniere und sonstige Metallarbeiten von Silko Franke durchgeführt wurden.
Das einzig wahre Element eines Bildhauers ist aber der Stein. Und so schnappt Friske sich sein Werkzeug und arbeitet Schlag für Schlag kleine Brocken aus einem großen Block heraus. Im Gegensatz zum Thyster Kalkstein, der sehr einfach zu bearbeiten ist und auch bei den Mitgliedern ganz hoch in der Gunst steht, arbeitet der künstlerische Leiter vorzugsweise mit Sandstein. Atemschutz (wegen der Silikate) und eine Schutzbrille sind dafür obligatorisch.
Aus dem rund zwei Tonnen schweren Klotz hat er bereits den Kopf und Teile eines Froschkörpers herausgearbeitet. „Kenntnisse der Anatomie sind dafür unerlässlich“, so Friske. Das Rohmaterial für seine Werke hat er 2001 aus einem Steinbruch im polnischen Jelenia Gora geliefert bekommen. „Das waren riesige Quader, daraus habe ich für ein Wisentgehege mal ein Wisent hergestellt“, so Friske, „die sind so groß, dass ich glatt ein Mammut heraushauen könnte!“ Eigentlich ist es auch beim Mammut ganz einfach: Das Motiv steckt ja schon drin, man muss nur den Rest entfernen…
Informationen über den Verein sowie Angebote zu Kursen und Workshops gibt es bei:
Steingarten an der Paschenburg e.V.
Paschenburg 1
31737 Rinteln, OT Schaumburg
E-Mail: info@steingarten-paschenburg.org
Internet: www.steingarten-paschenburg.org