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Zwischen Verfall und Verzückung: Großes Interesse am „Tag des offenen Denkmals“

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Wer beim „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag möglichst viele Standorte besuchen wollte, brauchte einen straff organisierten Zeitplan. Bestes Spätsommerwetter und zahlreiche Verführungen wie Eisdielen, der Rintelner Öko- und Bauernmarkt und die traumhaften Kulissen der teilnehmenden Denkmäler luden zum Verweilen und Innehalten ein. Als Publikumsmagnet entpuppte sich (wen wunderts?) die Arensburg.

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Die Arensburg hat etwas Verwunschenes und gleichzeitig Fasznierendes.

Wann sonst hatte man schon mal die Gelegenheit, das Gebäude, das in der Vergangenheit oft durch Eigentümerwechsel in den Schlagzeilen war, mal aus nächster Nähe zu betrachten? In Scharen drängten Neugierige durch das schmale Treppenhaus ins Innere der Arensburg vor. Was sie sahen, löste bei manchen blankes Entsetzen aus. „Ich erinnere mich an die Arensburg noch in der Zeit als hippe Autobahnraststätte“, äußerte sich ein Besucher spontan, „aber das das Innere nun so aussieht, hätte ich nicht gedacht“. Die Räume sind leer, verlassen und muten irgendwie gespenstisch an. Man mag nur erahnen, was sich im Inneren abgespielt haben mag, bevor der Sicherheitsdienst mit der Bewachung des Objekts beauftragt wurde.

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Dazu die Trockenbau-Sünden, die den Besucher von Decken und Wänden hängend begrüßen. Hier eine angefangene Leichtbauwand, dort frisch verlegte Rohrleitungen die allerdings wieder getrennt wurden. Ein massiver Heizkörper, in einer Fensternische liegend, wartet entweder auf den Anschluss oder den Abtransport. Dankend angenommen wurde auch die Führung bis hoch oben auf den Burgturm. Allerdings nur etappenweise, wegen drohender Überfüllung. Auch Wissenschaftler interessieren sich für die Arensburg und ihre Peripherie. So reiste Dr. Katharina Kagerer von der Uni Göttingen an und fertigte Fotos von Inschriften und Grabplatten an.

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Dr. Katharina Kagerer nutzte die Gelegenheit und fertigte Fotos von Inschriften an.

Für das Projekt „Deutsche Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit“ werden solche Inschriften aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zusammengetragen. Die Ergebnisse sind schon jetzt teilweise im Internet einsehbar und werden Bestandteile einer zukünftig veröffentlichten Dokumentation. Über eine konkrete Nachnutzung der Arensburg ist derzeit noch nichts offizielles bekannt. Der Gebäudezustand und die ständig präsente Geräuschkulisse der Autobahn und Bundesstraßen lassen allerdings Zweifel daran aufkommen, dass es hier kurzfristig zu einschneidenden Veränderungen kommen wird.

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Vom Turm der Arensburg hat man einen fantastischen Rundumblick.

„Haus am Fluss“ mitten in der Hafenstraße

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In der Hafenstraße liegt dieses Schmuckstück inmitten eines idyllischen Gartens.

Mitten in der Hafenstraße gelegen, lud ein wahres Schätzchen zur äußeren Besichtigung ein. Das „Haus am Fluss“ in der Hafenstraße 4 wurde nach einem Architekturwettbewerb des Berliner Verlegers August Scherl in der Zeitschrift „Die Woche“ im Jahr 1906 gebaut. Aus 1.500 Entwürfen wählte man acht Häuser je nach Landschaftstyp aus und baute diese in Berlin-Falkensee. 1916 ließ der damalige Leiter des Rintelner Katasteramtes, Heinrich Fischer, sozusagen ein „Geschwisterhaus“ zu einem dieser Häuser bauen. Das „Haus am Fluss“ entstand in Massivbauweise mit Mansard-Walmdach in der Hafenstraße. Gut geschützt ist es seit 2014 mit seiner idyllischen Terrasse das Heim von Pastoren-Ehepaar Sabine Schiermeyer und Dietmar Rehse. Sie haben das Haus ganz klassisch über ein Immobilienportal im Internet gefunden und sich sofort darin verliebt. Vor dem Einzug stand allerdings eine Kernsanierung des Inneren an.

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Heizung, Elektroinstallation, einfach alles habe man im Haus erneuert, erzählte Reese den zahlreichen Zuhörern bei Kaffee und Keksen mit Blick auf riesige Rhododendron-Büsche im Garten. Auch der Farn ließ es sich gutgehen. Tagelang hat Rehse große Farnsträucher mit der Spitzhacke zerkleinert, so sehr hatte sich das Gewächs ausgebreitet. Das parkähnliche Gelände ziert ein Springbrunnen, der auch noch funktioniert. Allerdings ist das Becken beschädigt und noch nicht wieder repariert. Dreht man die Wasserleitung also auf, dann sprudelt es zwar, aber das kühle Nass versickert im Erdreich. Von der Hafenstraße deutet nichts auf das Gebäude mit seinem prachtvollen Garten hin. Lediglich eine sechseckige Gartenlaube zur Straße hin, lässt Betrachter für einen Moment inne halten: Der Tisch ist gedeckt, die Kaffeetafel steht bereit. Jeden Moment treffen die Gäste ein.

Besucher nahmen den Rokoko-Gartenpavillon unter die Lupe

Täglich fährt man in der Hartler Straße an dem interessanten Rokoko-Gartenpavillon vorbei, ohne ihn überhaupt wahrzunehmen. Jetzt bestand die Möglichkeit, sich das Gebäude auch mal von innen anzusehen. Das Haus mit dem quadratischen Grundriss verfügt sogar über einen offenen Kamin und alle Annehmlichkeiten, die es nutzbar machen. Ein gemütlicher Schlafraum mit Sanitärraum ist im Obergeschoss vorhanden. Alte Zeitungsartikel über Aufbau und Renovierung zieren die Wände. 1994 wurde das Haus kernsaniert und erhielt ein Dach im historisch korrekten Stil, nachdem das vorherige Dach bei Sprengung der Weserbrücke im zweiten Weltkrieg zusammengestürzt war.

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Zwischen Hartler Straße und Doktorseeweg liegt der schmucke Rokoko-Gartenpavillon.

Der „Tag des offenen Denkmals“ war eine gelungene Zeitreise. Schade nur, dass man die Zeit zwischendurch nicht anhalten oder verlangsamen konnte. So blieb vieles ungesehen. Dafür hofften viele, man könnte die Veranstaltung wiederholen. Das Interesse wäre sicherlich vorhanden.

Mehr Bilder vom „Tag des offenen Denkmals“ sehen Sie in unserer Galerie:

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